Freitag 17. bis Sonntag 19. Februar 2023

Workshop: Wille - Wut - Grenzen

"Durch unsere gesunde Wut wird unser Wille zur Handlungskraft."

17. bis 19. Februar 2023

 

Seminarzeiten:

Freitag:    17. Februar von 10:00 bis 19:00 Uhr

Samstag: 18. Februar von 09:00 bis 18:30 Uhr

Sonntag: 19. Februar von 09:00 bis 14:00 Uhr

 

Seminargebühr:
340 € inklusive Pausenverpflegung (ohne Mittagessen) und Handout 

 

Seminarort:

Schulungsräume in der Fotogärtnerei Strauß
Günzenhauserstr. 15
84072 Au in der Hallertau

"Der eigene Wille ist die Quelle unserer Lebenskraft"

Der eigene Wille ist unsere Impulskraft, die uns, verbunden mit unserer gesunden Wut, und durch die individuelle Abgrenzung, zu einem spürbaren, ernstzunehmenden Menschen macht. 

Unser Wille ist unsere ureigenste Intention, der innere Entschluss und die darauf folgende Handlung. Unsere Willensstärke, gesunde Wutkraft und stabile Abgrenzung sind psychische Grundfunktionen, die durch Traumatisierungen unserer Bindungspersonen in der Kindheit zutiefst verletzt werden können. 

Wurde die Entwicklung des eigenen Willens unterdrückt und verletzt, so können wir keinen Kontakt zu uns und unserer Willensfunktion aufbauen. Es kann als Überlebensstrategie zu Identifikationen mit dem Willen der Autoritätspersonen kommen. 

Ohne die gesunde Entwicklung unseres Willens, der daraus resultierenden  Wutkraft und unserer persönlichen Abgrenzung, haben wir Probleme mit Autonomie, Selbstbewusstsein, Selbstbestimmung, Durchsetzung und der Entfaltung unserer Individualität. 

Verfügen wir nur über einen schwachen Willen, dann erleben wir Mangel an Beständigkeit, Standhaftigkeit, Klarheit, Entscheidungsfähigkeit und Zuversicht.

Fehlt es uns an Willensstärke, dann ist auch unsere gesunde Wutkraft nur gering ausgebildet.  Wir sind harmoniesüchtig, konfliktscheu, unser "Nein" hat keine Kraft und wir fühlen uns wie "ein Blatt im Wind".

Wir können uns nur ungenügend abgrenzen und alle äußeren Einflüsse, Gefühle, Übergriffigkeit und Spannungen können ungehindert in uns eindringen und wir fühlen uns ihnen hilflos ausgeliefert.

Es stellt sich auch die Frage, ob mein Wille sich für mich selber einsetzt, oder ist er identifiziert und ich erfülle ständig einen mir fremden Willen? 

 Unsere Wut ist unsere Handlungskraft.

Gesunde Wut setzen wir ein, um unsere Position zu verteidigen und unsere Empörung auszudrücken. In dem Moment, wo ich etwas als falsch definiere, finde ich Klarheit, was für mich in Ordnung ist und was nicht. Wut gibt mir dann die Kraft diese Erkenntnis in eine klare Position nach außen zu vertreten. Die Kraft die in jeder Wut steckt, befähigt mich zu handeln. Ist der Wille schwach, so ist meist auch die gesunde Wut unterdrückt, die Grenzen verhärtet und die Lebenskraft schwach. Wir werden für andere nicht sicht- und spürbar. Wie verschwinden in der Gemeinschaft und was wir sagen wird nicht gehört. 

 Wurde unser Wille durch Unterdrückung und Gewalt traumatisiert, so kann sich auch unsere gesunde Wut nicht entwickeln und stattdessen entstehen Zerrformen, die sich dann evtl. in Reizbarkeit, Kritiksucht, ungezügeltem Zornattacken oder cholerischer Raserei zeigen. Unkontrollierte und nicht integrierte Wut die ein Eigenleben in uns führt hat immer auch einen großen Bezug zu Angst, Trauer und Schmerzen, die nicht selten unter chronischen Wutausbrüchen verborgen sind. 

 Sich abgrenzen hat mit Individuation zu tun und mit der Fähigkeit sich als eigenständiges Wesen zu erleben. Es geht bei Abgrenzung auch darum, einen eigenen intimen Ich-Raum zu bilden, der uns ermöglicht mit uns selber in Kontakt zu sein und wir dann entscheiden können, für welche Menschen und Einflüssen wir uns öffnen wollen. Durch gesunde Grenzen bleiben wir auch in der  Klarheit, welche Gefühle zu uns gehören und welche nicht. Gerade in der mehrgenerationalen Übernahme von Traumagefühlen sind diese inneren Grenzen zum Familiensystem aufgeweicht und verschwommen. Auch in Beziehungen zu unserem Partner und Kindern sind klare und doch bewegliche Grenzen hilfreich, damit wir in den Interaktionen den Kontakt zu uns selber nicht verlieren und so in gelingenden Beziehungen leben können. 

 Was macht uns wütend, wann sind wir zu nachgiebig und wann können wir nicht für  unsere Bedürfnisse einstehen?

Um sich aus ungesunden und toxischen Familienbeziehungen zu lösen, braucht es einen ICH-gebunden, nach Autonomie strebenden Selbst-Willen, gesunde Wutkraft und klare Abgrenzung um den eigenen Raum zu bilden und zu wahren.

 

In diesem Seminarwochenende werden wir uns intensiv theoretisch mit dem Thema beschäftigen und in praktischen Übungen und Selbstbegegnungsprozessen das Verständnis vertiefen.

Wir werden der Frage nachgehen, warum wir unseren Willen und damit unseren Wutausdruck und  unsere Grenzen aufgeben mussten. Welche Rolle spielt dabei unser Bindungsschutzsystem und was braucht es, damit wir aus der erworbenen Hilflosigkeit in einen gesunden Selbstausdruck zurückfinden?

Auch werden wir uns damit beschäftigen, was uns daran hindert mit unserer natürlichen Wut in Kontakt zu kommen, wie wir unseren Willen stärken und wie angemessene Abgrenzung gelingen kann.

In der Identitätstherapie geht es darum unseren nach Individuation strebenden Ursprungswillen zu erobern, mit unserer gesunden Wutkraft in Kontakt zu kommen und klare und dennoch durchlässige flexible ICH-Grenzen aufzubauen.

 

Die ICH-Begegnungsplätze werden vor Ort ausgelost.

 

Damit das Seminarthema auch intensiv in den Selbstbegegnungen zum Ausdruck kommen kann, sollten die gewählten Anliegen einen Bezug zu Wille, Wut und Grenzen beinhalten. 

Die Selbbstbegegnungsprozesse  werden von mir an passenden Stellen für die Vertiefung des Verständnisses der Gruppenteilnehmer kommentierend und reflektierend begleitet. Um die Wahrnehmung des innerpsychischen Geschehens besser zu verstehen, erkläre ich dem Klienten und der Gruppe, welche Dynamiken sich gerade zeigen und welche Interventionen zur Traumaintegration notwendig und möglich sind.

Das hat den Vorteil, dass der Klient, die Stellvertreter und alle Teilnehmer die innerpsychische Dynamik im Bezug zum Anliegen und der Interaktionen der Aufstellung nachvollziehen und vertiefend nachvollziehen und verstehen können. 

 Ich freue mich darauf, mit Euch gemeinsam in die Tiefen diese so wichtige menschliche Thema einzutauchen und freue mich auf berührende, erhellende und erkenntnisreiche Forschungsreisen zur psychischen Erdmitte unseres Daseins. 


Bildnachweis: alle Bilder von Dagmar Strauß außer: Pixabay: Wassertropfen Sprößling: Silviarita: Eierschale Keimling: congerda; Axt: beprop